Bitte haben Sie einen Moment Geduld bis alles geladen ist.

 

Das Stück

Yvonne, die Burgunderprinzessin ist eine Shakespearesche Parodie, die Witold Gombrowicz selbst in den Polnischen Erinnerungen als Komödie bezeichnet hat. Es ist die Geschichte eines unscheinbaren, stummen Mädchens, das ein Prinz aus Übermut heiratet. Yvonne, die sich passiv und gleichgültig verhält, weckt in ihrer Umgebung Gewissensbisse und Beschämung, Hass und Aggressivität. Yvonne, am königlichen Hof eingeführt als Verlobte des Prinzen, wird zu einem zersetzenden Faktor. Die stumme, verschüchterte Gegenwart ihrer mannigfaltigen Defekte verursacht, dass jedem seine eigenen verheimlichten Mängel, Schmutzigkeiten und kleinen Sünden zu Bewusstsein kommen..., und bald verwandelt sich der Hof zu einer Brutstätte von Ungeheuerlichkeiten. Und jedes dieser Ungeheuer, einschließlich des Prinzen, beginnt vor Begierde zu brennen, diese unausstehliche Zimperliese zu ermorden. Der Hof mobilisiert schließlich all seinen Glanz, alle Pracht und Hoheit, und tötet sie „von oben her“.

"Die Yvonne habe ich mühsam und ungern geschrieben. Ich hatte beschlossen, für das Theater eine Technik zu verwenden, die ich mir in den Erzählungen erarbeitet hatte, die Möglichkeit, ein abstraktes und manchmal absurdes Thema auszuspinnen, ein wenig wie ein musikalisches Thema. Unter meiner Feder entstand eine giftige Absurdität, die mit den damals geschriebenen Stücken keine Ähnlichkeit aufwies. Ich kämpfte verbissen mit der Form ... diese entsetzlichen, regungslos über dem Papier verbrachten Stunden, wenn die Feder untätig ist, die Vorstellungskraft verzweifelt nach Lösungen sucht, das ganze zuvor errichtete Gebäude aber in sich ächzt und einzustürzen droht." (Gombrowicz in Gesprächen mit Dominique de Roux)

Bild: Plakat für die Aufführungen des Hamburger Richtertheaters von Isabel Engelfried © Hamburger Richtertheater
Quelle (Text): Gombrowicz.net © Rita Gombrowicz

Leseprobe des Stücks (pdf)   © Deutscher Theaterverlag

Der Autor: Witold Gombrowicz (4.8.1904 - 25.7.1969)

Gombrowicz stammte aus dem kleinpolnischen Landadel und war das jüngste von vier Geschwistern. Ab 1911 wuchs er in Warschau auf. 1927 schloss er sein Jurastudium an der Universität Warschau ab. Im Juli 1939, kurz vor Beginn des Zweiten Weltkrieges unternahm er eine Schiffsreise nach Buenos Aires, Argentinien. Durch den Kriegsausbruch kehrte er nicht mehr nach Polen zurück und blieb in Buenos Aires. Er lebte von der Arbeit als Bankangestellter in der Banco Polaco;  als seine eigentliche Lebensaufgabe betrachtete er jedoch das Schreiben. 1963 kehrte er nach Europa zurück, jedoch nicht in die Volksrepublik Polen. Dank eines Stipendiums der Ford Foundation ging Gombrowicz 1963 als Artist in Residence für ein Jahr nach West-Berlin. Danach ließ er sich in Vence (Südfrankreich) nieder, wo er an den Folgen von Asthma starb.

Bereits Gombrowicz' Frühwerk, der Erzählband Pamiętnik z okresu dojrzewania (dt. Memoiren aus der Epoche des Reifens) von 1933, wurde von der polnischen Kritik gänzlich missverstanden. Eines der Motive des 1938 folgenden Romans Ferdydurke ist daher die Abrechnung mit der Ignoranz der Kritiker (der intellektuellen Tanten, wie sie Gombrowicz nennt), die den Schriftsteller sein Leben lang begleitete. Seitdem war Gombrowicz bemüht, die Leser und Kritiker über seine Absichten aufzuklären. Jede der drei zu Lebzeiten des Autors erschienenen Ausgaben von Trans-Atlantyk (1951 - Auszüge - und 1953 in Paris, 1957 in Polen) versah Gombrowicz mit einem neuen Vorwort. Um das Verständnis seiner selbst und seines Werkes durchzusetzen begann er 1953 sein Dziennik (deutsch: Tagebuch) zu schreiben, das regelmäßig in der Pariser Zeitschrift Kultura erschien. Jahre später wurde es von den Literaturwissenschaftlern als sein bedeutendstes Werk bezeichnet. In den 1960er Jahren entstanden zwei weitere Romane, Pornografia (1960) (verschiedene deutsche Ausgaben: Verführung und Pornographie) und Kosmos (1965) (verschiedene deutsche Ausgaben: Indizien und Kosmos). Spätestens in dieser Zeit wurde Gombrowicz' schriftstellerische Bedeutung auch international anerkannt.

Quellen
Text: wikipedia.org
Bild rechts: Gombrowicz in Vence Foto: Krzysztof Dybciak (wikipedia.org)
Bild links: Büste in Kielce Foto: Paweł Cieśla (wikipedia.org)

Die Rollen und ihre Darsteller

Yvonne: Claudia Walz · König Ignaz: Volker Lindemann · Königin Margarethe: Marion Loets · Prinz Philipp: Volker Bruns · Kammerherr: Ulrich Engelfried · Cyryll: Carsten Rinio · Zyprian: Thorsten Schmidt · Erste Tante: Sabine Happ-Göhring · Zweite Tante: Maike Flemming · Isa: Ulrike Basdorf · Erste Hofdame: Julia Flatau / Kristina Feustel · Zweite Hofdame: Sabine Happ-Göhring · Dritte Hofdame: Maike Flemming · Herren des Hofstaats: Thomas Meyn, Thorsten Schmidt, Heiner Wegemer · Innozenz: Claus Loets · Valentin: Robert Göhring · Bettler: Heiner Wegemer · Kanzlerin: Julia Flatau / Kristina Feustel · Marschall: Thomas Meyn · Großrichter: Heiner Wegemer

Bühnenbild: Frank Schmidt · Kostüme: Anette Schroeder, Freya von Hase · Maske: Paulin Pospischil und Eigenarbeit · Illustration: Isabel Engelfried · Programmheft: Carsten Rinio

Regie und Bearbeitung: Karen-Ann Roschild

Bilder  Aufführungen  Presse