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Das Stück

Der arme Landmann Chremylos kehrt aus Delphi zurück. Er hat dort das Orakel befragt, ob es nicht besser wäre, seinen Sohn einen Gauner werden zu lassen, als ihn zur Rechtschaffenheit zu erziehen, mit der man es doch nie und nimmer zu Wohlstand bringe. Da die Antwort lautete, er solle den ersten Menschen, der ihm nach Verlassen des Tempels begegne, zu sich nach Hause einladen, bringt er einen blinden alten Bettler mit. Als dieser erklärt, Plutos, der Gott des Reichtums zu sein, den Zeus einst mit Blindheit schlug, damit er seine Gaben nicht nur an gute Menschen verteile, weiß Chremylos sogleich guten Rat: Er will dafür sorgen, dass Plutos durch eine Wunderheilung sein Augenlicht wiedererhält, um dann alle Armen reich zu machen.

Das zerlumpte alte Weib, das den Landmann vor den Gefahren eines allgemeinen Reichtums warnt, erweist sich als die Göttin der Armut. Doch ihre im Grunde überzeugenden Argumente werden in den Wind geschlagen. Plutos, wieder sehend geworden, sorgt umgehend dafür, dass die Armen zu Reichen werden, andererseits aber alle Reichen zu Armen, was schlimme Folgen hat: Diejenigen, die bisher gearbeitet haben, pflegen von nun an den Müßiggang, und jene, die sich bisher bedienen ließen oder nur schmarotzt haben, sind plötzlich mittellos. Ein arbeitsloser Zeuspriester und selbst Gott Hermes bieten Chremylos, dem „neuen Zeus“, ihre Dienste an. In einem fröhlichen Festzug geleitet das Volk Plutos zu seinem angestammten Wohnsitz auf dem Parthenon zurück, damit er auch die Staatskasse reichlich fülle.

Die Verwirklichung des Wunschtraums „Reichtum für alle!“ war seit der Notzeit des Peloponnesischen Krieges (431 - 404 v. Chr.) ein beliebtes Komödienthema. Aristophanes selbst hatte es schon einmal auf die Bühne gebracht. Es ist zu vermuten, dass der nicht erhaltene „Plutos“ des Jahres 408 phantasievoller, derbkomischer und politisch schärfer gewürzt war als das Alterswerk des Dichters. Nichtsdestoweniger erfreute es sich aufgrund besonders lebensnaher Szenen und prägnant gezeichneter Alltagsfiguren größter Beliebtheit. Damit weist es bereits wesentliche Merkmale der Charakterkomödie späterer Zeiten auf. Das Stück ist in mehr Abschriften überliefert als alle anderen des Dichters, und früher als von allen anderen Dramen der griechischen Antike gab es eine deutschsprachige Bearbeitung - 1531 von Hans Sachs.

Quelle: Gert Woerner in: Harenberg Schauspielführer (1997), S. 57

Der Autor: Aristophanes (ca. 445 v. Chr. - ca. 385 v. Chr.)

Nach dem Sturz und Tod des athenischen Staatsoberhaupts Perikles wurden 429 v. Chr. zu den Theaterwettbewerben der Großen Dionysien neben den Tragödien auch Komödien zugelassen. Drei Jahre später errang der junge Aristophanes erstmals den Sieg, und nur von ihm sind aus der Epoche der alten attischen Komödie vollständige Texte überliefert: elf von insgesamt 44 Werken. Nahezu alles, was wir über die Persönlichkeit des Verfassers wissen, muss aus diesen ältesten Beispielen der Komödienliteratur überhaupt erschlossen werden. Das Bild, das sich daraus ergibt, erscheint widerspruchsvoll.

Obwohl Aristophanes in allen Stücken zum Ausdruck brachte, dass sein Herz für das einfache Volk und die gesellschaftlich Benachteiligten schlug, war er ein Parteigänger der Aristokratie; um das Jahr 400 als Prytane sogar ihr Vertreter im Rat der Stadt. Einerseits geißelte er mutig die Torheiten der Staatsführung, zumal die des Demagogen Kleon („Die Ritter“ und „Die Wespen“), und die Engstirnigkeit der modernen Sophisterei; andererseits diffamierte er überragende, fortschrittlich denkende Geister wie den Philosophen Sokrates („Die Wolken“) und den Dramatikerkollegen Euripides („Die Frösche“ und „Die Frauen am Thesmophorienfest“). Als Patriot engagierte er sich für die Vorherrschaft Athens in Griechenland; im Verlauf des Peloponnesischen Krieges (431 - 404) machte er sich jedoch zum Sprecher der Friedenssehnsucht des Volkes („Die Acharner“ und „Der Frieden“) und zum Anwalt des Mitspracherechts der Frauen bei politischen Entscheidungen über Leben und Tod der Gemeinschaft („Lysistrata“ und „Die Weibervolksversammlung“). alle seine Stücke hatten zeitgeschichtlichen Bezug, aber in keinem begnügte er sich mit vordergründiger Aktualität. Sein Stil variiert von ernsten oder sarkastischen bis zu lyrischen Tönen. In dem Meisterwerk „Die Vögel“, das alle seine anderen Komödien an Phantastik, poetischer Sprachkraft, Ironie und tieferer politischer Bedeutung übertrifft, veranschaulichte Aristophanes die berechtigte Suche der Menschen nach einer besseren Welt und zugleich die Konsequenzen utopischer Hirngespinste von einem Leben in „Wolkenkuckucksheim“.

Seine grenzenlose Spottlust ließ den Dichter selbst vor persönlichen Beleidigungen nicht zurückschrecken. Er brachte diejenigen, die ihm missfielen, als Karikaturgestalten auf die Bühne, und die Betroffenen brachten ihn dafür vor Gericht. Sein Zeitgenosse Platon sah in ihm einen Intellektuellen von messerscharfem Verstand und setzte ihm in seinem philosophischen Dialog „Symposion“ ein Denkmal. Die Nachwelt ignorierte oder fürchtete bis ins 20. Jahrhundert hinein die gesellschaftspolitische Effizienz der Aristophanes-Komödien oder stieß sich an der Unanständigkeit der Sprache, Gestik und Symbolik, mit denen „der ungezogene Liebling der Grazien“ (Goethe) dem zu seiner Zeit selbstverständlichen Phalloskult huldigte. erst nach 1950 kamen - speziell von „Lysistrata“ - nicht zuvor sorgsam „gereinigte“ Übersetzungen des Originaltextes oder ebenso drastische Bearbeitungen in erotisch aufgeheizten Inszenierungen auf die Bühne.

Quelle: Gert Woerner in: Harenberg Schauspielführer (1997), S. 50 f.

Die Rollen und ihre Darsteller

Der Reichtum: Robert Göhring · Chremylos: Volker Lindemann · Karion: Uli Engelfried · Der eine Bauer: Gerold Möller · Der andere Bauer: Hans Deß · Blepsidemos: Bernd Hahnfeld · Die Armut: Sabine Happ-Göhring · Frau Chremylos: Bilke Thomas · Der eine Bürger: Gerold Möller · Der andere Bürger: Claus-Dieter Loets · Ein Sklave: Thorsten Schmidt · Die Witwe: Marion Loets · Hermes: Bernd Hahnfeld · Der Oberpriester: Hans Deß

Requisiteur, Inspizient und Souffleur: Heiner Wegemer · Bühnenbild: Atem Avetefian

Regie und Bearbeitung: Karen-Ann Roschild

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